Wanderausstellung "Land.schafft.Klang"
von Sa, 14.Sept bis 3.Nov 2024
Klangzelt im Ausstellungsraum der Doppelscheune (erstes Gebäude), weitere Hörstationen im Obergeschoss des Schafstalls (Museumsgebäude)
Die Ausstellung "Land.schafft.Klang" widmet sich in zehn Themeninseln und einem Klangzelt künstlerisch und wissenschaftlich dem Klang von Wiesen und Weiden und untersucht die Themen Agrarlandschaft und Artenverlust. Das interdisziplinäre Team arbeitet dabei gleichberechtigt zusammen: Lioba Degenfelder, ausgebildete Umweltingenieurin, und Umweltethnologin Laura Kuen verbinden Erkenntnisse der Klangökologie mit der Geschichte der Wiesen und dem Sound des Bodens. Musikerin Evi Keglmaier bringt eine künstlerische Perspektive ein und spielt im Dialog mit den Rufen und Gesängen verschwundener Tierarten. Charles Kenwrights Tonaufnahmen zeigen, wie menschliches Handeln die Ökologie und den Klang der Landschaft formt.
Die Gestaltung der Ausstellung umfasst über zwei Meter hohe Bambuskonstruktionen von Katharina Kuhlmann und Alfred Küng, die den menschlichen Blick auf Grashalm-Ebene schrumpfen. Die comichaft anmutende Verschriftlichung von Tierlauten unterstreicht die thematische Spannung zwischen Leichtigkeit und Schwere, Faszination und akustischem Verlust.
Warum machen Tiere Geräusche?
Wie für uns Menschen auch ist der klangliche Austausch für viele Tiere wichtiger Teil ihres Zusammenlebens. Über Rufe, Laute und Gesänge teilen Tiere Informationen mit ihren Artgenossen, manchmal sogar mit anderen Arten. Sie sorgen so für ihr Überleben, eine erfolgreiche Partnersuche, aber auch für ein gutes Miteinander in ihrer Gemeinschaft. Viele Formen tierischer Kommunikation können wir allerdings nur mit technischer Hilfe wahrnehmen.
Das große Orchester der Tiere
Natürliche Klangräume sind weder chaotisch noch unkoordiniert. Wie in der Musik, gibt es auch in der Natur tiefe, hohe, melodiöse oder perkussive Klänge. Denn alle, die da tönen, wollen möglichst gut gehört werden. Dazu suchen sie sich eine klangliche oder zeitliche Nische, in der sie für ihre Artgenossen am besten zu hören sind und andere Tiere nicht übertönen müssen. In artenreichen, intakten Lebensräumen sind viele Nischen eines Klangraums ausgefüllt. Alle Musiker sind an ihrem Platz – die Biophonie beginnt! Werden Ökosysteme gestört oder übernutzt, verschwindet auch die Vielfalt ihrer Klänge. Das Klangspektrum eines Ortes wird ärmer.
Was lernen wir vom Klang der Landschaft?
Feines Hinhören eröffnet uns fremde Lebenswelten. Auch für die Wissenschaft sind natürliche Klänge eine Quelle der Information. Während Bioakustikerinnen die Laute einzelner Tiere erforschen, analysiert die junge Disziplin der Ökoakustik den gesamten Klangteppich eines Ortes. Er kann über den ökologischen Zustand eines Lebensraums Auskunft geben. Akustische Forschung ortet aber auch Zugvögel bei Nacht oder belauscht die Kommunikation von Insekten.
Es lebe die Vielfalt!
Alle Lebewesen sind Teil eines unendlichen Beziehungsgeflechts. Verschwindet eine Art, hat das Auswirkungen auf viele andere. Biodiversität umfasst die Gesamtheit aller Arten, ihre genetische Vielfalt innerhalb der Populationen und die Vielfalt der Ökosysteme. Sie ist Grundlage allen Lebens auf der Erde und macht lebenswichtige Vorgänge wie sauberes Wasser, fruchtbare Böden und atembare Luft erst möglich. Je höher die biologische Vielfalt, desto widerstandsfähiger sind Ökosysteme. Allerdings ist nur ein kleiner Teil der Bedeutung der Arten und ihres Zusammenwirkens bisher erforscht.
Wiesen – Naturerbe und Kulturgut
Graslandschaften sind viel älter als Menschen. Über Millionen Jahre haben sich Gräser und Grasfresser gemeinsam entwickelt und spezialisiert. Diese lange Entwicklungszeit machte Wiesen zu extrem artenreichen Lebensräumen. Ähnlich dem Regenwald der Tropen sind Wiesen und Weiden wahre Paradiese der Artenvielfalt. Auf mancher Wiese kommen auf einem Quadratmeter bis zu 89 verschiedene Pflanzenarten vor. In Bayern machen artenreiche Wiesen allerdings nur noch vier Prozent allen Grünlands aus.
Nicht jede Wiese klingt gleich
Der Klang einer Landschaft ergibt sich aus vielen natürlichen Faktoren. Doch auch wir Menschen beeinflussen ihr akustisches Profil. Vor allem Unterschiede in der Bewirtschaftung bringen Lebensräume mit jeweils anderen Tier- und Pflanzenarten hervor. Auch Wiese ist nicht immer gleich Wiese. Die Ausstellung befasst sich dem Intensivgrünland, der Streuobstwiese, dem Magerrasen, der Almwiese und der Feuchtwiese.
Boden – lebendiger Untergrund
Eine Handvoll gesunder Erde beherbergt mehr Lebewesen, als es Menschen auf der Welt gibt. In großen Lebensgemeinschaften existieren Bakterien, Pilze, Algen, Insekten, Würmer, Spinnentiere und Pflanzen zusammen im Boden. Lebendige, gesunde Böden sind Voraussetzung für oberirdischen Artenreichtum. Genauso ist die Vielfalt über der Erde für das Leben im Boden unersetzlich.
Fragen an die Landwirtschaft
Landwirtschaft ist überlebenswichtig. Sie ist aber auch wirtschaftlich geformt, kulturell vielfältig, historisch gewachsen und politisch brisant. Für manche ist sie Beruf und wirtschaftliches Einkommen. Doch nicht alle Akteure teilen die gleichen Interessen. Landwirtschaft betrifft Menschen, Institutionen, sogar Staaten, aber auch Tiere, Pflanzen, Ökosysteme und Landschaften. Wir stellen ihr ein paar Fragen.
Immersive Wiesenerfahrung
Eine akustische Collage aus Wiesenklängen und Musik von Evi Keglmaier und Mirijam Streibl lädt zum Innehalten und Lauschen ein.
Requiem für Verschwundene Arten
Wie klingt Abschied? Die Musikerin Evi Keglmaier hat ein Requiem aus Rufen von Tierarten komponiert, die bei uns einst heimisch waren, heute aber weitgehend verschwunden sind.
Alle Infos zur Ausstellung: landschafftklang.de
Aktuelle Ausstellung
Gründonnerstag, 28. März bis So, 3. November 2024 - Karfreitag geschlossen
Dienstag bis Sonntag 14-17 Uhr
Führungen auf Anfrage unter 09561 1304 oder info@schaeferei-ahorn.de
Unter dem Titel "Im Märzen der Bauer. Von Menschen, Tieren und ihren Arbeitsgeräten" präsentiert das Museum historische landwirtschaftliche Geräte zur Feld- und Wiesenbearbeitung in besonderer fotografischer Umrahmung.
Landwirtschaft mit Pferden oder Ochsen war bis vor 70 Jahren noch alltäglich, heute ist diese Arbeitsweise für die meisten Menschen eine Besonderheit. Der Nebenerwerbslandwirt Achim Zipfel praktiziert im nördlichen Frankenwald auch heute noch diese Form der Landwirtschaft. Die Fotografin Cordula Kelle-Dingel hat ihn bei der Arbeit begleitet und macht mit ihren Bildern die Symbiose aus Mensch, Tier und Arbeitsgerät sichtbar.
Mit der Feldbestellung und Wiesenbewirtschaftung wurden und werden die Grundlagen für die Sicherung unseres Nahrungsmittelbedarfs bedeckt. Die landwirtschaftlichen Tätigkeiten sind existenziell für das menschliche Überleben. Zugleich prägen sie das Erscheinungsbild unserer Heimat mit seinem Mosaik aus Feldern, Wiesen und Weiden. Entscheidenden Anteil an dessen Entstehung hatte der Einsatz von Tieren. Sie zogen die landwirtschaftlichen Geräte, halfen bei der Ernte, benötigten Weiden und Heu. Ihr Dung sorgte für fruchtbare Böden und schloss den Kreislauf.
Eingebettet in die Bilddokumentation von Cordula Kelle-Dingel erklärt die Ausstellung anhand zahlreicher Objekte der museumseigenen Sammlung die essentiellen Tätigkeiten der Acker- und Wiesenbearbeitung wie Pflügen, Eggen oder Düngen. Sie führt ein in wichtige Arbeitsschritte wie Aussat und Ernte des Getreides oder Dibbeln der Rüben und nimmt den Besucher mit zur Heuernte und zum Kartoffelroden. Mit dem Blick auf die historische Arbeitsweise will sie nicht belehren, sondern zum Nachdenken anregen und Impulse für den Umgang mit natürlichen und menschlichen Ressourcen liefern.
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Begleitend zur Ausstellung möchten wir uns in der Zukunft gemeinsam mit Ihnen auf die Suche nach Spuren, Relikten und Elementen der menschlichen Nutzung unserer Landschaft begeben. Denn nicht in Stall und Scheune, sondern draußen auf Feld, Wiese und im Wald wurden die in der Ausstellung gezeigten Objekte eingesetzt. Sie wirkten in der Landschaft, nur dort versteht man ihren Sinn. Mit ihnen wurde die Landschaft gestaltet, die heute das typische Bild unserer Heimat prägt.
Dazu schlüpfen wir unter das Dach des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege und beteiligen uns am Kulturlandschaftsforum Bayern. Im Rahmen dieser Initiative entdecken interessierte Bürgerinnen und Bürger, Heimatforscherinnen und Heimatforscher aus ganz Bayern und darüber hinaus, ihnen bekannte historische Kulturlandschaftselemente – von Flurdenkmälern, über Altstraßen, alten Steinbrüchen, Mühlgräben und Teichen bis hin zu historischen Landnutzungsformen – und tragen die Entdeckungen in eine eigens dafür konzipierte Datenbank ein. Haben Sie Interesse? Weitere Infos finden Sie hier.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Fotos: Cordula Kelle-Dingel